Zuckerfest: das große Fest des Fastenbrechens

von Michael Sypien

Ich sitze hier im Kreise von Schülern aus der Berufsintegrationsklasse, sie befinden sich kurz vor Ende des Ramadans. Ich nutze die Möglichkeit, ihnen Fragen zu stellen. Shahla erzählt mir, dass der 9. Monat im islamischen Kalender „Ramadan“ heißt. Es ist der Fastenmonat. Sie fasten, um sich zu erinnern und nachempfinden zu können, wie Menschen sich fühlen, denen es schlechter geht als ihnen, die nichts zu essen und zu trinken haben, und um schlechte Gewohnheiten abzulegen.

Mohammad berichtet, die Länge des Ramadans sei abhängig vom Mond, er dauert 29 oder 30 Tage, der Imam sagt, wann das Fastenbrechen beginnt. „Dieses Fest nennen wir auch Zuckerfest oder „Id al-Fitr“, sagt er.

Shahlas Schwester Shahnaz erzält: „Am Vortag des Festes werden spezielle Speisen gekocht wie Ashak (mit Porée gefüllte Teigtaschen), Bulani (gefüllte Brottaschen), Ghabeli (Reisgericht mit Hühnerfleisch und Salat), Mantu (gedämpfte Teigtaschen mit Hackfleisch) und Süßigkeiten wie z. B. Jalebie (ein frittiertes Gebäck ähnlich geformt wie kleine Brezeln das dann noch in Zuckersirup getränkt wird). Wir kaufen uns neue Kleidung. Auch Obst und Nüsse werden gekauft. Alles wird für das Fest und die Gäste vorbereitet.“

So ist das Fest etwas Besonderes für Muslime. Am Festtag wird zuerst zweimal gebetet. Anschließend muss jeder eine Spende von vier bis fünf Euro bezahlen. Die gesamte Summe der Familie wird dann an Bedürftige gespendet. Die Kinder bekommen Geschenke und Geld. Dann wird mit Familie und Freunden gefeiert. Es ist ein Tag des Glücks. Viele Muslime heiraten an diesem Tag, weil er immer in Erinnerung bleibt.

Kinder müssen im Ramadan nicht fasten, Mädchen beginnen im Alter von neun Jahren und Jungen mit zehn Jahren. Mouhamadou behauptet, dass er sich während der Fastenzeit Ramadan besonders fit fühlt und sich gut konzentrieren kann, auch wenn er tagsüber nichts trinkt und nichts isst. Für ihn ist es eine besondere Zeit. Und danach ist ein besonderes Fest.

Am 4. und 5. Juni 2019 war es soweit – da feierten unsere muslimischen Schülerinnen und Schüler das Zuckerfest und ließen uns teilhaben, indem wir gemeinsam leckere Gerichte wie Bulani, Mantu, Jalebie kochten und miteinander teilten.

Nina Sebastian

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