Warum, wo und was lesen? - Ein Leseförderungsprojekt in den BIK-Klassen

von Michael Sypien

In einer modernen digitalen Welt mit Smartphones und Tablets im Überfluss gibt es viele gute Gründe, Bücher in die Hand zu nehmen und sie zu lesen: um den eigenen Wortschatz und den Horizont zu erweitern, um der Welt zu entfliehen und damit Stress abzubauen oder um dem ehrgeizigen Zweck einer profunden Ausbildung näher zu kommen und die eigene Lese- und Schreibkompetenz auszubauen. Deswegen gibt es viele gute Gründe, in die Bibliothek zu gehen und sich mit der Welt der Bücher vertraut zu machen. Genau das nahmen sich die Schüler der BIK-Klassen (im zweiten Jahr) zusammen mit zwei Lehrkräften, Frau Ruf und Frau Amendt, vor und marschierten gemeinsam in die Stadtbücherei Kitzingen. Im prächtigen Luitpoldbau wurden sie von der Leiterin der Stadtbücherei Ellen Räßler herzlich empfangen. Sie zeigte den interessierten Schülern die Bestände und die Organisation der Bibliothek, erklärte das digitale Suchsystem OPAC, erzählte von der Arbeitsweise der Stadtbücherei und beantwortete zum Schluss die vielseitigen Fragen der Schüler.

Wie erwartet interessierten sich die Schüler mehrheitlich für die DaZ- und DaF-Regale. Sie waren ganz überrascht, dass es in Kitzingen auch Bücher auf Deutsch-Arabisch und Deutsch-Persisch gibt. Leider waren viele der mehrsprachigen Bücher und Lehrwerke bereits ausgeliehen, was für die gute Arbeit der Bibliothek in puncto Wissensvermittlung für  Geflüchtete spricht. Die Kitzinger Stadtbücherei leistet im Moment einen guten Beitrag zur Integration und zur Selbstfindung der jungen Menschen. Auch die digitalen Medien, die die Jugend besonders ansprechen, kommen hier  nicht zu kurz: Es gibt einen reichen Bestand an DVDs, ein Software-Programm zum Deutschlernen steht den Besuchern zur Verfügung und die Arbeit am Computer samt Print-Dienst und kostenlosem Internet wird an mehreren Plätzen der Bücherei ermöglicht.

Beim Besuch der Bücherei beobachteten die Schüler selbst, dass viele Menschen die ruhige Atmosphäre der Bibliothek zum Arbeiten nutzten und sich der geistigen Stillarbeit an den frei zur Verfügung gestellten Arbeitsplätzen widmeten. Das alles begeisterte die neuen Besucher so sehr, dass sich viele sofort zur Mitgliedschaft entschlossen. Informiert, zufrieden und bereits mit den ersten selbst ausgeliehenen Medien in der Hand gingen die Schüler der BIK-Klassen an diesem Tag nach Hause.

Hiermit nahm das Leseförderungsprojekt „Warum lesen?“ in diesen Klassen seinen Anfang. Begeistert von der neu entdeckten Welt der Bücher überlegten die Schüler, warum sie eigentlich lesen (wollen, sollen)? Und wo und wie sie es am besten lernen und ausbauen können. Auf der Textgrundlage der bereits gelesenen Bücher im Fach Deutsch machten sie sich Gedanken über die Charaktere der Figuren im Buch und ihre Lebensgeschichten, ihr Schicksal und ihren Lebensmut. In den Arbeitsgruppen verschriftlichten sie ihre Gedanken und gestalteten anschauliche Plakate zum Thema, die sie zum Schluss ihren Mitschülern präsentierten. Es ist zwar ein kleiner Baustein auf dem Weg zur Literacy (die sog. Lese- und Schreib- Kompetenz,  die in modernen Gesellschaften für die Chance auf eine Berufsausbildung, für die befriedigende Lebensführung sowie für eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben notwendig ist), der aber den Schülern und der Lehrerin die Hoffnung gab, den Weg gemeinsam erfolgreich zu Ende zu gehen.

Galina Ruf

Zurück