Kreativität

von Michael Sypien

Überlegungen zum Gebrauch von Papierschablonen

In vielen Kindergärten dürfen sich die Kinder Schablonen aussuchen, um damit zu gestalten. Im Rahmen des Deutsch und Kommunikationsunterrichts haben wir das Für und Wider des Einsatzes von  Schablonen erörtert.

Kinder setzen sich im Malen und Gestalten mit ihrer Umwelt auseinander. Ihre kleinen Werke sind ähnlich wie beim Musizieren, Bewegen und Rollenspiel eine Möglichkeit, sich mitzuteilen – doch etwas ist anders: Das, was gestaltet wurde, bleibt. Das Produkt der geistigen und körperlichen Anstrengung ist sichtbar, bei guter Behandlung über Jahre hinweg. Bilder-, Werk- und Gestaltungsarbeiten sind gegenwärtig und jederzeit präsentierbar. Das ist ein Vorteil des bildhaften Gestaltens gegenüber anderen musischen Tätigkeiten. Hierin besteht aber auch die Gefahr, dass sich die Aufmerksamkeit sehr stark auf das vorzeigbare Gestaltungsergebnis richtet und dem Gestaltungsvorgang wenig Beachtung gewidmet wird.

Warum werden Pappschablonen angewendet?

  • Kinder können sich allein beschäftigen
  • auch jüngere Kinder kommen zu einem schnellen, erfolgreichen Ergebnis und können dem Erwachsenen Freude bereiten, weil sie etwas zustande bringen, das sie von sich aus (entwicklungsbedingt) nicht können.

Dieses Anspruchsdenken der Erzieher führt dazu, dass die eigenen Arbeiten dem Kind nicht mehr genügen, es verlangt nach der Schablone! Ob sich das Kind allerdings mit seiner Gestaltungsarbeit, die nun allen Kindern gleicht, identifizieren kann, bleibt fraglich. Wenn alle Arbeiten uni aussehen, weiß selbst die Kinderpflegerin nicht, welches Kind welche Arbeit gestaltet hat.

Wo bleibt die pädagogische Wertschätzung, die für die künstlerische und persönliche Entwicklung des Kindes wichtig wäre?

Im gemeinsamen Gespräch im Klassenverband haben wir gemerkt, dass wir selbst nur selten dazu Gelegenheit hatten, kreativ tätig zu sein. Gerade diese ungenutzte Fähigkeit wurde aber in unserer Kinderpflegeausbildung erwartet. Hinter dem Gebrauch von Schablonen konnten wir unsere Talente gut verstecken.

Mut zur Lücke bewiesen viele Klassenkameraden bei einer Malaktion am Klassenzimmerfenster. Hier entstand im freien Malen mit Wasserfarben und Pinsel eine Löwenzahnwiese. Es war eine spannende Herausforderung, weil sich zunächst niemand vorstellen konnte, dass auch Wasserfarben am Fenster mit großer Leuchtkraft haften. Gerade die Leuchtkraft der Farben forderte immer mehr Schüler heraus, am Fenster tätig zu werden. Anregungen zum Gestalten wurden durch Beobachtungen in der Natur und aus Bilderbüchern geholt. Fazit: Es geht doch ohne Schablone! Falls wir wirklich mal nicht weiter wissen, holen wir uns Anregungen aus der Natur und zeichnen beispielsweise ein Löwenzahnblatt ab!

Kreativität im Denken und Handeln haben wir auf unterschiedliche Weise erprobt und mit Kindern im Kindergarten umgesetzt z. B. jahreszeitliche Mandalas legen, Gedichte und Verse verklanglichen, phantasievolle Bauwerke gestalten oder darstellende Spiele inszenieren; in unserem Berufsleben wird uns noch viel mehr dazu einfallen, weil wir dann viel intensiver mit den Kindern verbunden sind.

Wann sind Pappschablonen sinnvoll?

Schablonen werden wir künftig sparsam einsetzen, sie sind unserer Meinung nach nur dann berechtigt:

  • wenn etwas symmetrisch sein soll (Faltschnitt)
  • wenn mehrere gleiche Formen gebraucht werden
  • wenn ein Arbeitsvorgang rationalisiert werden muss, z. B. 150 Anstecker für ein Kinderfest

Klasse Ki 11 mit Tina Ehrig, Hannah Doleschel, Lea Brand
und Carmhild Amberger

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