Betriebsbesichtigung bei der Firma Seiler

von Michael Sypien

Am 29.06.2015 durfte die Klasse Ind 10 c im Rahmen des Lernfeldes Produktion mit ihrer Lehrkraft Frau Aloe die Pianofortefabrik der Firma Seiler GmbH in Kitzingen besichtigen. Die Firma Seiler zählt heute zu den bedeutendsten europäischen Herstellern von Flügeln und Pianos. Das Unternehmen wurde im Jahre 1849 gegründet und der Markenname steht auch nach 160 Jahren weltweit für einen exzellenten Klang. Allerdings musste auf Grund weltweiter Absatzschwierigkeiten das Unternehmen im Juli 2008 Insolvenz anmelden. Im November 2008 wurden die Firma und der Großteil der verbliebenen Belegschaft vom koreanischen Musikinstrumentenhersteller Samick übernommen. Heute hat das Unternehmen rund 40 Mitarbeiter.

Wir wurden von einem Auszubildenden zum Klavierbauer durch die Produktion geführt. Die Führung begann im Holzlager, dort warteten verschiedene Holzarten, die bereits seit mind. 3 Jahre trocknen, auf die Verarbeitung zum Korpus. Holz ist das wesentliche Material im Klavierbau. Harthölzer wie Kiefer und Buche übernehmen vor allem tragende Funktion. Elastische Hölzer wie z. B. Fichte werden für die Ressonanztafel eingesetzt. Für die Innen- und Außenwand eines Flügels werden dünne Holzplatten verleimt und in Form gepresst, um eine hohe Biegefestigkeit zu erreichen (die gebogene Form). Der Korpus muss so mehrere Wochen trocknen bis er dann geschliffen und lackiert wird.

Die Klavierherstellung erfolgt heute überwiegend in Serienfertigung. Der komplizierte Aufbau der Instrumente zwingt jedoch zu einem großen Anteil zur Handarbeit (z. B. das Aufziehen der Saiten, den Einbau der Mechanik, Dämpfung und der Hammer, die Regulation des Spielwerks). Diese Arbeiten werden von hochqualifizierten Klavierbauern ausgeführt. Die fremdbezogene in Sand geformte Gussplatte wird gebohrt, gefräst und lackiert. Der Gussrahmen wird in das Gehäuse eingebaut und damit fest verbunden. Da nun der Holzkorpus wieder arbeitet, muss das Rohklavier so wieder einige Wochen stehen - je länger desto besser für das Klavier.

Auf die Gussplatten werden dann die Saiten gespannt. Nun wurde es kompliziert, denn das ganze Innenleben wurde eingebaut und zwischendurch immer wieder die Saiten gestimmt. Irgendwann wurden die Tasten eingesetzt und justiert.

Durch Anschlagen der Taste gerät die Mechanik – verschiedene bewegliche Teile, die mit dem Hammerkopf verbunden sind – in Bewegung. Der Hammerkopf berührt daraufhin eine oder mehrere Stahlsaiten und versetzt diese in Schwingung. Diese wird durch den Steg auf den Resonanzboden übertragen, der die Vibrationen als Verstärker in den hörbaren Klavierton umwandelt.

Zu guter Letzt muss das Klavier oder ein Flügel intoniert werden, das heißt eine Feinstimmung muss vorgenommen werden. Ein Mitarbeiter sitzt dabei in einem schallgeschützten Kämmerlein und benötigt ca. 4 Stunden um ein Instrument zu stimmen. Dies macht er nicht mit Stimmgerät sondern mit Gehör.

Die Durchlaufzeit eines Klavieres beträgt ungefähr 8 Monate, vor allem wegen den produktionsbedingten Wartezeiten.

Es war ein sehr interessanter Rundgang durch die Welt des Klavierbauers. Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Firma Pianofortefabrik Seiler GmbH, dass sie uns diesen Einblick gewährt hat.

Gerti Aloe

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